Ein Forschungsteam der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat bedeutende Fortschritte in der Entwicklung von Materialien gemacht, die eine effizientere Verarbeitung von Informationen in computergesteuerten Systemen ermöglichen könnten. Im Gegensatz zum menschlichen Gehirn, das äußerst energieeffizient arbeitet, verbrauchen Computer und Rechenzentren heutzutage eine große Menge an Energie. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der renommierten Fachzeitschrift Materials Today veröffentlicht und könnten möglicherweise zu einer innovativen Informationsverarbeitung in elektronischen Systemen führen.
Das Forschungsteam hat Materialien entwickelt, die eine ähnliche dynamische Reaktion wie biologische Nervensysteme zeigen. Dadurch könnten leistungsfähigere und energieeffizientere Computer entwickelt werden. Im Gegensatz zu Computern, die Informationen seriell verarbeiten, arbeitet das menschliche Gehirn dynamisch und parallel bei der Verarbeitung von Informationen. Dadurch wird eine beschleunigte Verarbeitung und ein reduzierter Energieverbrauch ermöglicht, vor allem bei der Erkennung von Mustern.
Das Forschungsteam aus Kiel strebt danach, sich von der Natur inspirieren zu lassen, um neue elektronische Bauteile und Computerarchitekturen zu entwickeln, die Signale auf ähnliche Weise wie das neuronale Netzwerk im Gehirn verarbeiten. Obwohl es bereits beeindruckende Fortschritte in der Computerhardware gibt, bleiben Netzwerke aus Neuronen und Synapsen in Bezug auf Vernetzungsgrad und Robustheit nach wie vor unübertroffen.
Aus diesem Grund lag der Fokus des Forschungsteams auf der Entwicklung von Materialien, die eine ähnlich dynamische Funktionsweise wie biologische Nervensysteme aufweisen. Weitere Forschung an neuen Materialien und Prozessen ist erforderlich, um die Dynamik der biologischen Informationsverarbeitung abbilden zu können. Das Team hat sieben grundlegende Prinzipien identifiziert, die die Computer-Hardware erfüllen muss, um eine ähnliche Funktionsweise wie das Gehirn zu ermöglichen. Eine der grundlegenden Voraussetzungen für Lern- und Erinnerungsprozesse ist die Fähigkeit zur Veränderbarkeit, die auch bei den entwickelten Materialien berücksichtigt wurde. Obwohl verschiedene dieser Grundprinzipien erfüllt sind, existiert bisher noch kein Material, das alle Anforderungen vollständig erfüllt.
Die Studie des Forschungsteams aus Kiel soll neue Perspektiven eröffnen, da sowohl die Industrie als auch die Gesellschaft einen steigenden Bedarf an Rechenleistung haben, jedoch herkömmliche Strategien wie die Miniaturisierung der Elektronik an ihre technischen Grenzen stoßen. Das Forschungsteam hat diverse Materialsysteme entwickelt, die dynamisch sind und beispielsweise die Leitfähigkeit schnell verändern können. Des Weiteren konnte das Team nachweisen, dass elektrische Eingaben von Oszillatoren die Netzwerkpfade beeinflussen können. Nach einer gewissen Zeit synchronisieren sich die elektrischen Signalausschläge dieser Schaltungen ähnlich wie die elektrischen Impulse im Gehirn während bewusster Sinneswahrnehmungen.
Die Informationsverarbeitung im Gehirn basiert auf einem dynamischen, dreidimensionalen Netzwerk aus Neuronen und Synapsen, das sich kontinuierlich und autonom neu verbindet. Die Fähigkeit zur räumlichen Plastizität ist unerlässlich für Lern- und Erinnerungsprozesse und somit auch für eine leistungsstarke Informationsverarbeitung, die dem biologischen Vorbild entspricht. Die hierarchische und modulare Struktur biologischer Nervensysteme sorgt für ihre Robustheit gegenüber Störungen.
Das Gehirn erreicht seine optimale Leistungsfähigkeit in einem Zustand, der nahe der sogenannten Kritikalität liegt. Dabei handelt es sich um ein Gleichgewicht zwischen Plastizität und Stabilität. Während der Sinneswahrnehmung erfolgt eine Synchronisierung der elektrischen Impulse der Neuronen.
Durch die Identifizierung grundlegender Prinzipien der biologischen Informationsverarbeitung hat das Forschungsteam aus Kiel drei materialbasierte Ansätze entwickelt, um diese Prinzipien technisch nachzuahmen. Obwohl noch weitere Forschung erforderlich ist, könnten diese Entdeckungen zu einer revolutionären Entwicklung in der Computerindustrie führen. Die Möglichkeit, Computer und elektronische Systeme mit einer ähnlichen Effizienz und Leistungsfähigkeit wie das menschliche Gehirn zu entwickeln, hätte weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Bereiche, von der künstlichen Intelligenz bis hin zur Energiesparung. Es bleibt spannend, die Fortschritte dieser Forschung zu verfolgen und zu sehen, welche neuen Möglichkeiten sich daraus ergeben.
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