Das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) arbeitet derzeit an der Entwicklung eines innovativen Kamerasystems namens Cir.Log. Dieses System basiert auf künstlicher Intelligenz und hat das Potenzial, die Logistik für sterilisiertes medizinisches Material in Krankenhäusern und Kliniken zu verbessern.
Das Hauptziel von Cir.Log ist es, medizinische Instrumente in Operationssälen zu identifizieren und zu verfolgen, ohne dass dafür Markierungen erforderlich sind. Dies würde den manuellen Aufwand für die Reinigung, Sortierung, Verpackung und Sterilisation der Instrumente in den Aufbereitungseinheiten für Medizinprodukte (AEMP) erheblich reduzieren.
Die AEMP sind derzeit mit einem deutlichen Mangel an Fachkräften konfrontiert. Vor jedem chirurgischen Eingriff müssen die Instrumente manuell gereinigt und anschließend effizient in sogenannte OP-Siebe gepackt werden. Dabei müssen bis zu 160 verschiedene Instrumente berücksichtigt werden. Ein Fehler bei der Verpackung kann schwerwiegende Folgen für die Patienten haben.
Das Forschungsteam des Fraunhofer IPK arbeitet daher an der Entwicklung eines fortschrittlichen Kamerasystems, das mithilfe von künstlicher Intelligenz die Instrumente automatisch erkennen und überprüfen kann. Das System, Cir.Log genannt, verwendet Algorithmen des maschinellen Lernens und erkennt die Instrumente ausschließlich anhand ihres äußeren Erscheinungsbildes.
Das Kamerasystem arbeitet ähnlich wie ein Barcodescanner, benötigt jedoch keine Barcodes oder andere Markierungen. Dadurch entfällt der bisherige Aufwand für das Anbringen und Scannen von Barcodes, Datamatrix-Codes oder RFID-Chips zur Verfolgung der Instrumente. Cir.Log kann zuverlässig feststellen, welche Instrumente in einem Sieb platziert wurden, welche fehlen und sogar Instrumente identifizieren, die nicht zum Sieb gehören.
Das platzsparende Design des Kamerasystems ermöglicht eine einfache Installation an handelsüblichen Packtischen und kann problemlos in jeder AEMP verwendet oder nachgerüstet werden. Jan Lehr, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IPK, ist überzeugt, dass diese Lösung einen erheblichen Mehrwert für Krankenhäuser und Kliniken bietet. Neben Zeit- und Kosteneinsparungen verbessert sie auch die Prozesssicherheit.
Durch die Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit einer Förderung von über 1 Million Euro kann das Forschungsteam des Fraunhofer IPK die Entwicklung des Cir.Log-Systems vorantreiben. Ziel ist es, das Kamerasystem über ein Spin-off-Unternehmen des Instituts auf den Markt zu bringen.
Bereits am Charité Campus Benjamin Franklin in Berlin werden Prototypen des Cir.Log-Systems erfolgreich getestet und eingesetzt. Das Forscherteam strebt nun an, das Kamerasystem weiterzuentwickeln und sich auf die Gründung des Unternehmens vorzubereiten. Derzeit arbeiten sie im Rahmen des EXIST-Forschungstransfers des BMWK an der Erstellung eines Businessplans.
Hauptkunden von Cir.Log sind die AEMP. Um die Technologie besser auf deren Bedürfnisse abzustimmen, führt das Fraunhofer-Institut derzeit eine Umfrage unter interessierten AEMP durch. Durch die Teilnahme an der Umfrage haben die AEMP die Möglichkeit, ihre Anforderungen und Wünsche in die Entwicklung des Cir.Log-Systems einzubringen.
Mit Cir.Log könnte die Logistik für sterilisiertes medizinisches Material in Krankenhäusern und Kliniken revolutioniert werden. Das Kamerasystem bietet nicht nur eine effizientere und sicherere Verfolgung der Instrumente, sondern ermöglicht auch eine digitale Dokumentation und trägt somit zur Qualitätssicherung bei.
Schlagwörter: BMWK + AEMP + Jan Lehr
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