Cyber-Attacken und technische Störungen im IT-Bereich stellen laut der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine der größten Gefahren für den Finanzsektor dar. BaFin-Präsident Mark Branson betonte, dass die Finanzbranche derzeit gute bis sehr gute finanzielle Ergebnisse vorweist. Allerdings sollten nicht nur die Aktionäre von den Gewinnen profitieren, sondern auch andere Beteiligte. Es ist von großer Bedeutung, dass die Risikovorsorge angemessen berücksichtigt und nicht vernachlässigt wird. Branson ist der Ansicht, dass Unternehmen verstärkt in ihre operationelle Sicherheit und Stabilität investieren sollten.
Laut einem Bericht der BaFin über Risiken in der Finanzwirtschaft können solche Störungen nicht nur bei Banken oder Versicherungen auftreten, sondern auch bei ihren Dienstleistern. Dies könnte das gesamte System negativ beeinflussen. In einigen Branchen sind nur wenige spezialisierte IT-Dienstleister in Deutschland für eine Vielzahl von Kreditinstituten und Versicherern tätig. Aus diesem Grund hat die BaFin besondere Maßnahmen ergriffen, um Risiken durch solche Konzentrationen zu adressieren.
Gemäß dem Bericht besteht die Möglichkeit, dass bei IT-Dienstleistern mit mehreren Mandanten plötzliche Störungen auftreten, die dazu führen könnten, dass mehrere überwachte Unternehmen gleichzeitig nicht mehr auf ihre Dienstleistungen zugreifen können. Dies stellt eine besondere Herausforderung dar, da kritische Prozesse, von denen die Unternehmen im Finanzsektor abhängig sind, davon betroffen sein können. Die Auslagerung von IT-Dienstleistungen an Subdienstleister könnte zusätzliche Risiken mit sich bringen. Selbst Probleme bei einem Unterauftragnehmer könnten Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette haben. Unternehmen, die ihre IT-Aufgaben auslagern, haben Schwierigkeiten, solche Abhängigkeiten und Risiken angemessen einzuschätzen und zu kontrollieren. Im Falle von Störungen wäre es für viele Finanzunternehmen eine Herausforderung, die ausgelagerten IT-Dienstleistungen an wenige andere Anbieter zu übertragen, sofern sie nicht in der Lage sind, diese wieder selbst zu übernehmen.
Die BaFin hat diese Erkenntnisse aus der Analyse des Marktes gewonnen. Besonders bei der Nutzung von Cloud-Computing und der Auslagerung von Teilprozessen im Zahlungsverkehr treten solche Probleme auf. In der Regel verfügen Wettbewerber nicht über ausreichende Ressourcen, um Kunden anderer Cloud-Anbieter kurzfristig zu übernehmen. Seit Ende November 2022 erhält die BaFin Meldungen über IT-Auslagerungen, die ihr dabei helfen, einen umfassenden Überblick über den Markt zu gewinnen. Da sich diese Auslagerungen jedoch nur auf einen bestimmten Zeitpunkt beziehen, führt die BaFin Stichproben von den unter ihrer Aufsicht stehenden Fällen durch. Unternehmen im Finanzsektor, die einen bestimmten Dienstleister nutzen, werden von der BaFin über potenziell schwerwiegende Vorfälle bei diesem Dienstleister informiert.
Die BaFin überwacht bereits seit einigen Jahren große IT-Dienstleister, die für Kreditinstitute arbeiten und mehrere Mandanten haben. Diese Dienstleister werden auch von der Deutschen Bundesbank überprüft. Der Bericht der BaFin verdeutlicht, dass Künstliche Intelligenz (KI) bereits in vielen Bereichen der Finanzwirtschaft Anwendung findet, wie beispielsweise bei der Kreditvergabe oder der Erstellung von Angeboten zur Schadensregulierung. Die BaFin vertritt die Ansicht, dass KI-Modelle nur dann verwendet werden sollten, wenn die daraus resultierenden Entscheidungen transparent sind. Zudem geht die BaFin davon aus, dass Quantencomputing in einigen Jahren im gesamten Finanzsektor eingesetzt werden könnte. Es besteht die Möglichkeit, dass Quantencomputer Sicherheitslücken ausnutzen könnten, indem sie auch Verschlüsselungsmethoden überwinden, die derzeit als sicher gelten.
Laut der BaFin gibt es neben Cyber-Attacken und der zunehmenden Konzentration bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen weitere Hauptgefahren, darunter deutliche Zinssteigerungen, Korrekturen auf dem Immobilienmarkt, erhebliche Korrekturen auf den internationalen Finanzmärkten, Ausfälle von Krediten an deutsche Unternehmen sowie unzureichende Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung.
Schlagwörter: Mark Branson + Deutschland + KI
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