Am Dienstag wurde im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn ein neues Nationales IT-Lagezentrum eröffnet. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte die zunehmende Bedrohung durch Cyberangriffe von verschiedenen Seiten und erklärte, dass das Zentrum der Ort sei, an dem alle Maßnahmen zusammenkommen, um unsere Systeme zu schützen.
Das bisherige IT-Lagezentrum erhielt pro Jahr etwa 2800 Meldungen zu IT-Sicherheitsvorfällen und Schwachstellen von 22 angeschlossenen Meldestellen. Angesichts des aktuellen Lageberichts des BSI, der fast 70 neue Sicherheitslücken pro Tag allein in Software erfasst, entsprach das bisherige Zentrum nicht mehr den technischen Anforderungen.
Im neu ausgestatteten Zentrum stehen nun zehn Arbeitsplätze zur Verfügung, an denen BSI-Spezialisten rund um die Uhr die Cybersicherheitslage für Deutschland überwachen sollen. Das Zentrum ist offiziell mit modernster Kommunikationstechnik ausgestattet und soll regelmäßig Informationen mit nationalen und internationalen Partnern austauschen.
Um die erforderlichen Räume und Systeme zu verbinden, wurden etwa 19.000 Meter Netzwerkkabel verlegt. Im Falle von außergewöhnlichen Cybersicherheitsvorfällen oder IT-Notfällen kann das Zentrum schnell in ein Nationales IT-Krisenreaktionszentrum umgewandelt werden. In diesem Fall könnten bis zu 100 IT-Sicherheitsfachkräfte durch die neue Infrastruktur koordiniert zusammenarbeiten.
BSI-Präsidentin Claudia Plattner hob hervor, dass die Institution über die nötige Infrastruktur verfüge, um die Cybersicherheit in Deutschland maßgeblich zu verbessern. Als nächsten Schritt sieht man die Verbesserung der relevanten Architektur in Deutschland an, wobei das BSI als zentrale Stelle im Bund-Länder-Verhältnis fungieren soll. Die Verhandlungen mit den Ländern hierzu sind noch nicht abgeschlossen.
Bei der Einweihung des neuen Zentrums haben Faeser und Plattner auch den Beginn des Aufbaus der Initiative „Cybernation Deutschland“ angekündigt. Diese Initiative des BSI soll dazu beitragen, eine sichere Digitalisierung zu fördern. Zu den angestrebten Zielen gehören eine Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen Cyberangriffe, die Förderung von Aufklärungsmaßnahmen sowie die Stärkung des Marktes für Cybersicherheitsprodukte und -dienstleistungen.
Der IT-Verband Bitkom zeigte sich zustimmend zu den Maßnahmen des BSI zur Verbesserung der Prävention und Bekämpfung von Cyberkriminalität. Es sei wichtig, Unternehmen und Behörden angemessen zu schützen und aktuelle Informationen über Bedrohungen sowie eine koordinierte Vorgehensweise im Falle von groß angelegten Angriffen bereitzustellen. Hierfür sei eine stärkere Bündelung von Know-how und Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern erforderlich.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) äußerte die Hoffnung, dass das Nationale IT-Lagezentrum in der Lage sein wird, Aufgaben der Länder zu übernehmen und dadurch Ressourcen freizusetzen, die dann regional für eine verstärkte Kriminalitätsbekämpfung genutzt werden können. Es sei wichtig, Doppelarbeit zwischen Bund und Ländern zu vermeiden.
Schlagwörter: Deutschland + BSI + Nancy Faeser
Wie bewerten Sie den Schreibstil des Artikels?