Der Glasfaserausbau in Deutschland nimmt laut einer aktuellen Marktstudie des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) stark zu. Allerdings werden bei der Deutschen Telekom nur wenige Anschlüsse aktiviert, was eine große Herausforderung für die restlichen Marktteilnehmer im Breitbandausbau darstellt. Der Umsatz mit Festnetzprodukten beträgt derzeit 32,6 Milliarden Euro, wobei 5,7 Milliarden Euro im Breitbandkabelbereich erzielt werden. Wettbewerber generieren einen Umsatz von 10,4 Milliarden Euro, während die Deutsche Telekom einen Umsatz von 16,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Im Bereich des Mobilfunks beläuft sich der Gesamtumsatz auf 27,6 Milliarden Euro, wobei Wettbewerber einen Anteil von 19 Milliarden Euro ausmachen und die Telekom 8,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Laut Andreas Walter, dem Studienleiter der Marktstudie, entfallen 50,6 Prozent der Umsätze im Festnetzmarkt auf die Telekom. Trotzdem gibt es Berichte über den Rückzug von Investoren aus Glasfaserprojekten. David Zimmer, Präsident des VATM, betont jedoch, dass es angesichts der vorliegenden Zahlen keinen Kollaps gibt. Langfristig könnte sich die Anzahl der Marktteilnehmer jedoch etwas verringern. Das Datenvolumen nimmt erneut signifikant zu. Im Durchschnitt werden pro Monat 320 Gigabyte über Festnetzanschlüsse übertragen, was eine Steigerung um 44,4 Gigabyte im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Über die Mobilfunknetze erfolgt monatlich eine Übertragung von knapp 6,6 Gigabyte pro Nutzer. Die Deutsche Telekom dominiert den Markt der Festnetz-Breitbandanschlüsse. Über zwei Drittel (68,4 Prozent) der Leitungen gehören der Telekom. Dies liegt hauptsächlich an der Vectoring-Technologie, bei der Drittanbieter auf die Vorleistungen der Telekom angewiesen sind. Auch im Jahr 2023 setzt sich die Entwicklung der vergangenen Jahre fort. Die Telekom erhöht ihren Marktanteil bei den direkten DSL-Kunden auf 14 Millionen Endnutzer. Die Anzahl der Kabelnetz-Nutzer und DSL-Anschlüsse ist leicht zurückgegangen, während der Glasfasermarkt einen Zuwachs von 0,8 Millionen Anschlüssen auf 4,2 Millionen verzeichnet. Es gibt eine zunehmende Anzahl von Menschen, die sich für höhere Downstreamraten entscheiden. Insgesamt nutzen 7,6 Prozent der Anschlüsse Gigabit-Geschwindigkeit, während 15,4 Prozent eine Geschwindigkeit von 250 Mbit/s oder höher haben. Die Anzahl der Zugänge mit einer Geschwindigkeit von weniger als 16 Mbit/s ist gesunken. Die Anschlüsse mit der höchsten Geschwindigkeit werden über die Kabelinfrastruktur genutzt. Von den insgesamt 26,5 Millionen Hybrid-Glasfaser-Koaxial-Anschlüssen stehen derzeit 16,2 Millionen Angebote für Glasfaser bis zum Gebäude (FFTB/FTTH) gegenüber. Bei 23,5 Prozent der beiden Anschlussmöglichkeiten gibt es eine Überlappung, was bedeutet, dass Nutzer sowohl über Glasfaser als auch über DOCSIS 3.1 Zugang zu Gigabit- oder noch schnelleren Downstream-Anschlüssen haben könnten. Bis Ende 2023 sollen über 35 Prozent aller Haushalte und KMUs grundsätzlich die Möglichkeit haben, eine Glasfaseranbindung zu erhalten. Allerdings liegt das Kabel oft nur bis zur Haustür und erreicht die Endkunden derzeit noch nicht. Die tatsächliche Nutzung von Glasfaser ist daher deutlich niedriger als das Potenzial. Der VATM-Präsident David Zimmer macht die hinderliche Förderpolitik in Verbindung mit dem strategischen Überbau der Deutschen Telekom für den langsamen Fortschritt des Ausbaus verantwortlich. Es gibt mehr als 1000 Anträge auf Förderung, was alle Beteiligten überlastet. Zimmer appelliert an die Bundesregierung, verstärkt auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau zu setzen. Die Telekom betreibt laut dem VATM einen Infrastrukturscheinwettbewerb und verdrängt damit andere Anbieter. Das Bundesdigitalministerium betont jedoch, dass ein mehrfacher Ausbau gesetzlich erlaubt ist. Eine Monitoringstelle soll im kommenden Jahr genauere Daten zum tatsächlichen und angekündigten Überbau liefern.
Schlagwörter: Glasfaserausbau + Telekom + Marktverdrängung
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